Als Filmfreund
und MMA-Fan kommt man nicht umhin einigen (unbekannteren) Schauspielern mehr
Aufmerksamkeit zu schenken. Durch die immens wachsende UFC, ist MMA
mittlerweile in aller Munde und einige Stars der Szene haben ihre Fühler
ausgestreckt, um auch nach ihrer Karriere im Ring/Octagon eine sichere
Einnahmequelle zu haben. Was bei den WWF/WWE-Stars schon seit Ewigkeiten der
Fall ist - man denke nur an die unsäglichen Filme und Serien mit Hulk Hogan
oder an Dwayne „The Rock“ Johnson, der mittlerweile eine feste Größe im
(Action)-Kino ist - hat sich mittlerweile auch im Vollkontaktsport etabliert.
Randy Couture in "The Expendables 2"
Randy "The Natural" Couture
Ein großer
Vorreiter der ganzen Geschichte ist Randy „The Natural“ Couture. Der ehemalige
Ringer war bereits in den Anfängen der UFC dabei. Die Szene war natürlich noch
eine gänzlich andere, die Regeln laxer, das Risiko sich schwer zu verletzen
immens größer. Das gesamte Konzept war auf eine Nische ausgelegt, für den
Hardcore-Fan, dem Boxen zu soft war. Brutale und blutige Kämpfe waren an der
Tagesordnung und der Ruf hallt der UFC bis heute nach. Trotzdem man das Regelwerk mittlerweile stark angepasst hat, macht es diese Ruf dem Verband immer noch schwerer als notwendig, Akzeptanz zu erlangen. Couture war bei UFC 13 dabei und
konnte das Heavyweight-Turnier für sich entscheiden. In seiner langen Karriere,
gewann der Ausnahme-Athlet nicht nur das besagte Turnier, sondern schlang auch dreimal
den Heavyweight-Gürtel um seine Hüfte (verteidigte ihn auch dreimal). Außerdem
wurde er auch zweimal zum Light Heavyweight Champ gekürt, womit er nur einer
von insgesamt zwei Kampfkünstlern ist, die gleichzeitig in zwei Gewichtsklassen
einen Gürtel ihr eigen nennen konnten. Der andere Kämpfer ist B.J. Penn.
Mittlerweile ist
Randy Couture 50 Jahre alt, hat seinen Zenit als Athlet damit schon lange
überschritten. Nicht, dass es ihn daran gehindert hätte, weiterhin ins Octagon
zu steigen, aber die fetten Jahre sind schon lange vorbei. Das Ende seiner
Karriere markiert die Niederlage 2011 gegen Lyoto Machida mittels eines
Frontkicks, der Erinnerungen an „Karate Kid“ (das Original mit Ralph Macchio)
erinnert. Doch Couture war clever und hat über den Tellerrand geschaut. Die
meisten Athleten registrieren irgendwann in ihren 30ern, dass sie nicht mehr
wettbewerbsfähig sind und müssen sich dann schnellstmöglich nach einer
Alternative umsehen. Couture war zwar noch ein paar Jahre länger im Octagon,
aber das Ende war unumgänglich. Bereits 2003 hat er sich mit kleinen Schritten
eine Karriere im Filmbusiness aufgebaut.
Lyoto "The Dragon" Machida vs. Randy "The Natural" Couture
"Karate Kid" in Real-Life
In „Born 2 Die“
(„Cradle 2 the Grave“) hatte er an der Seite von Jet Li und DMX seinen ersten
Auftritt. Danach ging es stetig bergauf, bis er seine erste Hauptrolle im
DtD-Sequel „Scorpion King – Aufstieg eines Kriegers“ („The Scorpion King 2:
Rise of a Warrior“) erhielt. Witzigerweise war der Vorgänger „The Scorpion King“
Dwayne Johnsons erste Hauptrolle. Den bisher größten Coup dürfte Couture
allerdings als festes Mitglied in der „The Expendables“-Filmreihe erreicht
haben. Der ehemalige Champ wird zwar vermutlich nie als Kassenmagnet fungieren,
wie es The Rock ist, aber einige lukrative Aufträge dürften für ihn noch
ausstehen, bevor er vollends in Rente geht.
Für besonders
große Aufmerksamkeit sorgte Gina Carano. Erst kürzlich wurde eine
Frauendivision in der UFC ins Leben gerufen, aber zu dem Zeitpunkt hatte sich
Carano bereits seit geraumer Zeit aus dem Fight-Business zurückgezogen. Die
attraktive Kämpferin hatte einen kurzen, aber erfolgreichen Run in EliteXC, bis
der Verband 2008 seine Pforten schloss. Carano wechselte zu Strikeforce über
(mittlerweile wurde Strikeforce von Zuffa LLC aufgekauft und ist somit Teil der
wachsenden UFC), wo sie ihren letzten Profikampf um den Featherweight-Gürtel
gegen Cristiane „Cybord“ Justine verlor.
Zu dem Zeitpunkt
war Carano aber vermutlich schon fast in den Vertragsverhandlungen mit
„Relativity Media“ und Steven Soderbergh um die Hauptrolle im Actionfilm
„Haywire“. Der Oscar-Gewinner Soderbergh (für „Traffic“) zeigte sich
abwechslungsreich, als er plante einen Kampfkunst-Film zu drehen. Doch die viel
größere Überraschung kam an die Öffentlichkeit, als verlautbart wurde, dass die
unbekannt Gina Carano die Hauptrolle übernehmen würde. Ein großer Schritt für
eine ehemalige Sportlerin, die lediglich einen TV-Auftritt und einen kleinen
Film-Auftritt in „Blood and Bones“ hatte und aus Sicht des Studios ein
riskanter Plan. Ein Jahr vor „Haywire“ lief „Salt“ mit einem ähnlichen Plot in
den Kinos, aber da konnte man immerhin auf Angelina Jolie als Zugpferd setzen.
Trailer: "Haywire"
Gina Carano
kannte hingegen niemand. Soderbergh war der Name, der für Aufmerksamkeit sorgte
und auch der restliche Cast ließ aufhorchen. Michael Douglas, Michael
Fassbender, Antonio Banderas und Ewan McGregor konnte Soderbergh für sein
neuestes Projekt verdingen. Channing Tatum und Michael Angarano rundeten das
Ganze dann noch ab. Ein Erfolg wurde der Film allerdings nicht. Bei Kosten in
Höhe von 23 Millionen Dollar, konnte er weltweit gerade einmal 33 Millionen
Dollar einspielen. Das Problem war aber sicherlich nicht Gina Carano, sondern
eher das Drehbuch. Allerdings muss man einräumen, dass Carano ein sehr
eingeschränktes Mimenspiel hat. Wenn jemand sogar gegen Channing Tatum (der
zugegebenermaßen ein wenig besser geworden ist) blass aussieht, dann ist das
doch sehr schwach. Carano versucht ständig mysteriös und unnahbar auszusehen,
wird dadurch eher wie versteinert, was durch ihre monotone Stimme nur noch
untermauert wird. Immerhin war sich Soderbergh ihrer Limitierung durchaus
bewusst und reduzierte die Dialoge auf ein Minimum. Dafür glänzt die Dame in
den Action-Sequenzen. Vergleicht man die Action in „Haywire“ und „Salt“, muss letzterer
klar den Kürzeren ziehen. Carano ist explosiv, überzeugend und wird großartig
in Szene gesetzt. In einem reinem B-Movie Martial Arts Film wäre sie also
perfekt aufgehoben. In der Hauptrolle in einem Action/Thriller-Derivat hingegen
nicht so sehr.
Umso besser
passte Carano auch in „Fast & Furious 6“ rein, wo sie wenig mehr zu tun
hatte, als hart zu gucken und die Fäuste zu schwingen. Erstes gelingt nicht
sonderlich gut, letzteres aber hervorragend. In diesem Jahr wird sie aber
wieder eine Hauptrolle spielen, dieses Mal John Stockwells „In the Blood“. Der
Plot erinnert hierbei ein wenig an „96 Hours“ („Taken“). Es bleibt abzuwarten,
wie sie sich dieses Mal schlägt.
Ronda "Rowdy" Rousey
Für deutlich
größere Aufmerksamkeit sorgt derzeit Ronda „Rowdy“ Rousey. Die bisher
ungeschlagene (der nächste Kampf steht diesen Samstag aus) und frisch-gebackene
UFC-Championess weiß sich zu vermarkten. Nicht unbedingt der sympathischste
Mensch und auch nicht die respektvollste Kämpferin, sind ihre Leistungen über
jeden Zweifel erhaben. Jeden ihrer acht Profi-Kämpfe gewann sie bisher via
Aufgabe mittels einer Armbar. Mittlerweile ist sie eins der großen
Aushängeschilder der UFC, auch wenn sie noch nicht der größte Kassenmagnet ist.
Ihre Schritte auf der großen Leinwand dürften aber auch dem weltweit größten
MMA-Verband weiterhelfen. Denn Rousey wird ihren ersten Filmauftritt in „The
Exependables 3“ haben und 2015 wird sie sich in „Fast & Furious 7“ prügeln.
Außerdem berichtete „Variety“ kürzlich, dass sie im kommenden „Entourage“-Film
zu sehen sein wird und ihre erste Hauptrolle im derzeit betitelten „The Athena
Project“ erhalten wird. Verkaufen kann sich Rowdy, soviel steht einmal fest.
Ronda Rouseys Siege
GSP, American Psycho und der Rest
Aktive oder inaktive MMA-Kämpfer sieht man derzeit immer häufiger in Filmen. Die Auftritte von Anthony „Rumble“ Johnson, Yves Edwards, Stephen „American Psycho“ Bonnar und Nate Marquardt in „Warrior“ sind dabei weniger beachtenswert. „Warrior“ ist übrigens ein herausragender MMA-Film, mit viel Herz und recht authentischen Kämpfen. Absolute Kaufempfehlung meinerseits. Interessanter hingegen der Gehversuch von Quinton „Rampage“ Jackson, der durch seine Rolle als B.A. in „A-Team“ für einigen Unmut bei der UFC gesorgt hat. Auch der ehemalige Welterweight-Champ Georges „Rush“ St-Pierre (GSP) versucht sich gerade ein wenig im Filmbusiness. Nachdem er den Gürtel freiwillig aufgegeben hat, um erst einmal eine Pause einzulegen, dürfen wir ihn demnächst in „Captain America 2: The Return of the First Avenger“ („Captain America: The Winter Soldier“) als Batroc bewundern.
UFC 170 Preview: Rousey vs. McMann
Von einem Trend
kann man schwerlich sprechen, aber es ist interessant zu sehen, wie sich Profi-Kämpfer
nach und nach auf die große Leinwand wagen. Es bleibt abzuwarten, ob auch Jon
„Bones“ Jones, Chael Sonnen oder andere Kämpfer den Schritt wagen werden.
Wobei, Sonnen hatte einen kleinen selbstironischen Auftritt in „Zwei vom alten
Schlag“ (The Grudge Match“) und fühlt sich sichtlich vor der Kamera wohl. Für
MMA-Fans bleibt es spannend, allerdings muss man sich auch die Frage stellen, in
wie weit eine solche Refokussierung während der aktiven Zeit zu Lasten des
Leistung im Sport geht. Ob das ganze Gerede um Ronda Rousey sowie die
Dreharbeiten ihrer Performance im Octagon schaden, werden wir am Samstag
erfahren, wenn sie gegen Sara McMann antritt.
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